Erfahrungen nach 35 Berufsjahren

Meldung beim Arbeitsamt

Stellen Sie sich vor, Sie haben 35 Jahre EDV - oder, wie es heute heißt IT-Erfahrung plus Spezialkenntnisse in einem seltenen Netzwerk-Themenbereich (WAN / MPLS / IVPN), Sie kommen zum Arbeitsamt, nachdem Sie Ihre Unterlagen dahin geschickt haben zum ersten persönlichen Beratungsgespräch, und eine junge unerfahrene Tussi fragt Sie: "Wie wäre es denn mit einem PC-Kurs?"
Als ich dann zurückgefragt habe, vor wem ich den halten soll, war sie auch noch beleidigt...

Da die junge Dame keinen Job anzubieten hatte, einigten wir uns auf einen Lehrgang:
"Bewerbungstraining" der QBL Qualifizierungsoffensive Bergisches Land
Macht ja Sinn für einen, der selbst 11 Jahre Arbeitgeber mit IHK-Ausbildungsberechtigung für IT Berufe war und nur andere Bewerbungen und Praktikanten beurteilen durfte.
Gelernt habe ich vor allem eines: wie unterschiedlich und gedankenlos Menschen zusammengewürfelt werden, in eine Maßmahme gesteckt werden, nur um sie los zu werden.

Erst später begriff ich, daß hier schon eine Arbeitslosen-Versorgungs-Vereinigung existierte, denn die mir ausgehändigte Liste der Jobvermittler und Arbeitnehmerüberlassungsfirmen hatten natürlich auch keinen Job für mich - höchstens als Hilfsarbeiter. Aber die meisten waren so höflich, mir das bei meinem Lebenslauf nicht anzubieten.

Größter Mangel der arbeitsagentur:
Es findet keine Positionierung des Arbeitssuchenden statt, obwohl das theoretische Rüstzeug dafür schon lange existiert. Dafür fehlt offensichtlich etwas Eignung oder Geld, das man an anderer Stelle mit beiden Händen zum Fenster rauswirft, um die Interessengemeinschaft der Arbeitslosen-Versorgungs-Vereinigung zu stützen. Der Kölsche Klüngel läßt grüßen. Die Netzwerk-Intensität unterscheidet sich von einer MAFIA noch durch Gewaltfreiheit - Milionen werden auch hier bewegt.

Alle nachfolgend aufgeführten Einrichtungen, mit denen ich zu tun bekam:

- GQH
- gesa
- VHS
- Caritas
- Diakonie

gehören dieser "Interessengemeinschaft" an.

Da ich in den 11 Jahren Selbständigkeit keine Arbeitslosenversicherung bezahlt hatte - und damit auch kein Arbeitslosengeld I bekommen konnte - wurde ich durchgereicht an die ARGE.
Einen Job gab es da auch nicht.
Dafür wurde ich aber ziemlich schnell aufgefordert, unsere Wohnverhältnisse der neuen Situation anzupassen. 31 Jahre in derselben Wohnung waren ja auch genug, und 128 qm sind eben zuviel für einen Hartz IV Emfänger.

In der neuen kleinen Wohnung angekommen, hoffte ich, man würde mir jetzt einen Job geben, weil ich doch brav war. Keine Spur. Noch nicht einmal im Ansatz.
Als ich drängte und sagte: Sie können mich ruhig fordern, aber ich möchte auch gefördert werden -
wurde mir zu einer 'Maßnahme' geraten.
An eine Begleitung der Menschen - neudeutsch coaching - war gar nicht gedacht. Weder von den unzähligen (oder besser unseligen) Maßnahmeträgerinstituten noch von der ARGE selbst.
Rein in die Maßnahme = raus der der AL-Statistik = Erfolg für die ARGE

Doch - es gibt auch helle Schafe in der ARGE Wuppertal, wenn auch nicht so viele.
Je höher man in der Hierarchie kommt, desto dunkler.
Ganz oben angekommen, muß man sich mit einem Egomanen auseinandersetzen, dem sein kleiner Ego-Altar im Büro und die ständige Medienpräsenz viel wichtiger sind als die Menschen, für die er zuständig sein sollte.
Ego-Altar: In einer Nische hing ein großes Fotoposter von ihm selbst 'in action', umrahmt von Wimpeln und krimskrams aus seinem Fußballer-Hobby. Im eigenen Partykeller ok - aber im Büro des Leiters einer Behörde ?
Nicht jeder pummelige Grünen-Politiker, der Fußball spielt, kann Außenminister werden...
Ich sollte sachlich bleiben? Bitte:
In der GQH Maßnahme wurde von den Teilnehmern ein Projekt entwickelt, das die Zustimmung des örtlichen Bundestagsabgeordneten fand und sogar die Zustimmung des Staatssekretärs des Bundesarbeitministeriums in Berlin. Dort hatte man allerdings keine Mittel und verwies mich an die ARGE Wuppertal. Erst nach einem Presseartikel war man zu einem Gespräch bereit, das dann aber schnell endete: "Ich habe schon tausend Projekte, ich brauche nicht noch eins".
Wie hieß noch mal das Peter-Prinzip? "Jeder wird bis zur Stufe seiner Unfähigkeit befördert." War das wirklich erst mit dieser Stufe?

Ein Bekannter bei der Stadt Wuppertal hat mir die Qualität erklärt. Wenn auf Druck von ganz oben (Bundeskanzler) in den Kommunen aus zwei Behörden Mitarbeiter freigestellt werden sollen für eine neue Behörde - würdest Du dann als Behördenchef Deine besten Mitarbeiter gehen lassen? Eben.

Sie möchten mehr schmunzeln?

selbstverliehene Auszeichnung